David zeigt Goliath wo’s lang geht
Die digitale Baustelle ist nicht nur den Großen der Branche vorbehalten. Gerade auch kleine Bauunternehmen können enorm von den Vorteilen einer 3D-Maschinensteuerungen profitieren. Das familiengeführte Bauunternehmen Gutseel aus Leipzig investiert in seine Zukunft und lässt damit auch größere Mitbewerber schnell hinter sich.
„Darauf hab´ ich seit 30 Jahren gewartet.“ Aus dem Mund des Baggerführers, der beim Straßen- und Tiefbauunternehmen Gutseel in Leipzig arbeitet, klingt dieser Satz etwas ungewöhnlich. War er doch einer der größten Skeptiker, als sein Chef Kai-Uwe Gutseel Anfang des Jahres die Topcon 3D-Baggersteuerung auf zwei seiner vier Bagger einbauen ließ. Es brauchte keine zwei Wochen, damit ihn die Praxis eines Besseren belehrte.
Heute sitzt er stolz auf seinem 15-Tonnen-Bagger und schachtet exakt terrassiert auf einen Rutsch aus, was vorher in mehreren Etappen geschehen musste. Dazu genügt ein Blick auf den großen LED-Bildschirm in der Kabine, der ihm Niveau, Genauigkeit und Geschwindigkeit anzeigt. Eine in seinem Bagger installierte Steuerbox wird zu seinen Augen und Ohren, während ihn der automatische GNSS-Empfänger auf Kurs hält. Die Schaufel indes wird über das Informationsdisplay und die Führung nach einer Höhenreferenz gesteuert. Damit gräbt er GNSS-geführt und ohne weitere Einrichtung überall auf der Baustelle exakt auf Soll und hat die volle Kontrolle.
„Bevor wir in die Topcon-Lösung investiert haben, mussten wir immer zuerst einen Vermesser kommen lassen. Dann für das Regenwasser ausschachten. Dann wieder einen Vermesser kommen lassen. Dann für Trinkwasser und Schmutzwasser ausschachten. Und so weiter und so fort, bis zur ersten Tragschicht“, berichtet Gutseel. Das hat nicht nur Zeit gekostet, sondern auch Geld. „Und wenn der Vermesser gerade keine Zeit hatte, dann durften wir als kleiner Kunde erst mal warten und die Baustelle stand still.“
Seit März ist das anders. Der Bauunternehmer aus Leipzig, der sich gerne auf sich und sein Team und nicht so gerne auf Fremdfirmen verlässt, hat seine Kompetenz mit der Investition in ein 3D-Steuersystem von Topcon weiter untermauert. Das System ist modular aufgebaut und exakt auf seine Bedürfnisse abstimmt. Es besteht aus einer GNSS-Basisstation mit MR-2-Empfänger und PG-S1-Antenne, sowie zwei 3D-Maschinensteuerungen X-53. Durch diese moderne Technik ist Gutseel inzwischen fast völlig autark und unabhängig von Subunternehmern. Neben diversen Baggern mit vollhydraulischen Schnellwechselsystemen, Anbauwerkzeugen aller Art, Radladern und Grabenwalzen verfügt er auch über eigene Lastzüge – und kann sich nun durch das 3D-Steuersystem auch einen Großteil der bislang extern eingekauften Vermessungsleistung sparen.
„Auch wenn wir mit 15 Mitarbeitern nicht zu den Goliaths der Branche zählen, so lassen wir als wendiger und flexibler David auch manch Großen hinter uns“, freut sich Gutseel. So hat er sich in der Ausschreibung für das Neubaugebiet Nord-West in Kitzscher, einem idyllischen 5000-Einwohner-Städtchen, 30 km südlich von Leipzig, gegen 15 Mitbewerber durchgesetzt. Hier wird ein Gebiet von 130.000 qm erschlossen, auf dem über 100 Wohneinheiten entstehen sollen. Für den dritten Bauabschnitt mit 33 Wohneinheiten hat er sechs Monate Zeit – vom Kanalbau bis zur letzten Tragschicht.
Betrachtet man den ausgeschachteten Graben, so sieht dies auf den ersten Blick nach einer Ausgrabung einer antiken unterirdischen Stadt aus. Schmale Gräben werden von höher liegenden Terrassen flankiert, und erste Revisionsschächte ragen wie Schornsteine nach oben. Der Lage-, Höhen- und Querschnittsplan, der dahintersteckt, wurde von Florian Gutseel aus den 2D-Plandaten des Planungsbüros in 3D modelliert. Der studierte Bauingenieur ist mit seinen 26 Jahren fest im elterlichen Betrieb involviert und soll das Unternehmen in nächster Generation führen.
Für das Unternehmen war es ein fliegender Start mit dem Topcon-System. „Die Beratung von Topcon-Vertriebspartner G-tec Positioning im Vorfeld war erstklassig. Wir haben uns bei Sebastian Lazic sofort verstanden und gut aufgehoben gefühlt. Nach dem Kauf wurden wir direkt auf der Baustelle geschult und dann ging das Tagesgeschäft auch schon los“, berichtet der Firmeninhaber. „Dafür, dass wir so schnell ins kalte Wasser gesprungen sind, ging es vom Start weg fast reibungslos. In drei Tagen waren die beiden Maschinen umgerüstet. G-tec hat sie dann auf der Baustelle feinjustiert, uns eingewiesen und los ging´s. Nur die Instabilität des Funknetzes hat uns vor Herausforderungen gestellt. Aber Sebastian Lazic hatte auch hier die passende Lösung parat.“
Seit Beginn der Baustelle in Kitzscher liegt die GNSS-Basisstation MR-2 von Topcon als Kommunikationsschnittstelle im Baucontainer und wird über die PG-S1-Zweifrequenzantenne hochgenau getrackt. Das tragbare Stand-Alone-Gerät bietet eine intelligente Antennen-/Empfänger-Kombination und sichert die stabile und präzise Positionsbestimmung der Maschinen. „Dieses Gerät ist ein enorm wichtiger Baustein in unserer Maschinenstrategie. Darum packen wir es abends immer wieder zusammen, montieren die Antenne ab und stellen es morgens wieder auf. Das tägliche Neueinrichten dauert auch nur wenige Minuten – und so ist die Station sicher vor Diebstahl und Vandalismus geschützt“, so Gutseel.
Die Baustelle geht zügig voran. Der Bürgermeister von Kitzscher ist begeistert und schaut fast jeden Tag auf der Baustelle vorbei. Für ihn ist es mehr als ein gutes Gefühl, mit einem Auftragnehmer wie Gutseel zu arbeiten. Denn die Verantwortung für den gesamten Auftrag liegt durch die hohe Technisierung des Unternehmens komplett in einer Hand. Sollte es wirklich zu Reklamationen kommen, gäbe es keine Frage, was welcher Subunternehmer zu verantworten hätte. „Und wir stehen zu dem was wir tun“, so Gutseel, „denn die Qualität unserer eigenen Leistung haben wir im Griff.“
Bei solchen öffentlichen Projekten, mit denen Gutseel den Schwerpunkt seines Umsatzes generiert, ist meist jedoch nicht nur eine hohe Qualität des Einbaus zum besten Preis-/Leistungsverhältnis gefordert. „Gerade bei Infrastrukturprojekten spielt Nachhaltigkeit und das Schonen der natürlichen Ressourcen eine große Rolle“, erläutert der Bauunternehmer. „Mit der 3D-Steuerung können wir absolut exakt ausheben. Wir nehmen also nur dort etwas weg, wo etwas wegsoll und müssen auch nur das entsorgen.“ Was letztendlich nicht nur ein Umweltaspekt, sondern für den Unternehmer auch wieder ein Wirtschaftlichkeitsaspekt ist. „Denn jede Tonne, die du nicht fahren oder holen musst, spart Geld.“
Und als Vollblut-Unternehmer rechnet Gutseel sehr genau. „Die Investition gerade am Anfang des Jahres hat schon weh getan. Aber durch sie konnten wir in diesem Projekt gleich richtig loslegen, sodass sie schon jetzt dabei ist sich zu amortisieren.“ Er geht davon aus, dass er mit der Investition in die Topcon-Lösung bereits in zwei Jahren den Break-Even-Point erreicht haben wird. „Wer sich auch in Zukunft am Markt behaupten will, der muss das Geld, das er verdient, auch gezielt für die Zukunft einsetzen“, davon ist der Seniorchef fest überzeugt – und der Junior tritt, gestärkt mit seinem digitalen Wissen, bereits in seine Fußstapfen.
Quelle: Topcon Deutschland Positioning GmbH; wyynot GmbH